Jugendliche von Don Bosco Sannerz errichten Schutzhütte im Neuengronauer Wald

Veröffentlicht am: 22. Dezember 2015

Sannerz – „Wir wollen heute ein Bauwerk einweihen, an dem viele kräftig mitgeschafft haben. Ein Bauwerk, das mitten aus dem Nichts entstanden ist“, beginnt Förster und Leiter des Reviers Kreuzgrund, Christian Rietz-Nause und zeigt auf die große Schutzhütte hinter ihm. „Hätte mir das einer vor fünf Jahren gesagt, hätte ich mir das niemals vorstellen können.“ Mitten im Neuengronauer Wald, umgeben von großen und kleinen Bäumen, ragt die Schutzhütte hervor. Ein hoher Unterstand mit viel Arbeitsfläche und ein Raum zum Aufwärmen mit Ofen und Werkbank bilden die Schlecht-Wetter-Hütte.

„Bei schlechtem Wetter ziehen wir uns zurück, um weiterzuarbeiten. Um Bänke zu bauen, Teile von Zäunen oder Drückjagdgestelle anzufertigen. Der vorige Unterstand war in die Jahren gekommen und ist nun diesem gewaltigen Gebäude gewichen“, erzählt Rietz-Nause. Zusammen mit den Forstwirten Manfred Schüßler, Horst Ruppert, Michael Loder und Hans Röll haben über 30 Jugendliche des Sannerzer Jugendhilfezentrums Don Bosco in einer Bauzeit von drei Jahren die Schutzhütte errichtet.

„Wir bedanken uns bei der ganzen Mannschaft für das Engagement. Als Wertschätzung eurer Arbeit und um die Symbiose zwischen Forst und Don Bosco zu festigen, heißt die Hütte ab heute ,Don-Bosco-Hütte‘“, sagt der Revierleiter und enthüllt ein Holzschild mit dem Schriftzug. „Wir sind froh, dass wir euch haben.“ Arbeitserzieher und Waldpädagoge Peter Thomé bedankt sich für die Zusammenarbeit. „Wir genießen den Freiraum und sind dankbar, den Wald für uns nutzen zu dürfen.“ Er hebt hervor, wie gerne die Jugendlichen in den Wald gehen. „Viele waren sofort engagiert, auch die, bei denen es etwas gedauert hat, waren später mit Feuer und Flamme dabei“, meint Thomé, der sich sehr über den ausgewählten Namen für die Schlecht-Wetter-Hütte freut.

Auch Förster-Anwärterin Claudia Schulze zeigt sich begeistert von der Arbeit der Jugendlichen: „Ihr habt wirklich was drauf, auch bei schlechtem Wetter habt ihr toll mitgemacht.“ Besonders hebt Schulze Marcel Stein, Jason Lang und Adrian Stanschus hervor. „Wir haben jeden Tag unser sogenanntes ,grünes Klassenzimmer‘“, erklärt Arbeitserzieher und Waldpädagoge Peter Thomé. Das tägliche Waldprogramm, in dessen Zusammenhang die Schutzhütte gebaut wurde, gehört zum heiminternen Unterricht: Die Jungs im Alter von 11 bis 16 Jahren besuchen die Hauptschule von Don Bosco, der „grüne“ Unterricht läuft in der Förderwerkstatt.

„Neben der Arbeit im Forst – dem Säubern von Gräben, Mähen von Wiesen, Aufschneiden von Schneisen zur Jagd, Bau von Drückjagdböcken oder Hochsitzen – kontrollieren wir auch Bibergebiete und machen Fischotter-Monitoring“, erzählt der gelernte Schreiner. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der Oberen Naturschutzbehörde in Darmstadt; gibt es Schäden durch Biber, sind sie Ansprechpartner. „Beim_Fischotter-Monitoring schauen wir im Revier nach Trittsiegeln und Kotspuren des Fischotters“, informiert der Waldpädagoge. „Wir wollen wissen, wo er ist, um ihn dann schützen zu können.“

Für die Jugendlichen, die oft aus den_Rhein-Main-Ballungszentren kommen, sei das „grüne Klassenzimmer“ eine wichtige Erfahrung. „Sie sollen das Gefühl für die Natur bekommen, dass es wichtig ist, Respekt und Achtung vor der Natur zu haben, dass die Natur ein wichtiges Gut ist.“ Die Kooperation mit dem Revier Kreuzgrund und Förster Rietz-Nause besteht seit mehr als zehn Jahren. Angefangen habe alles mit vier Hektar Wald am Jugendhilfezentrum. „Die Jungs waren da einfach anders“, weiß Thomé. „Im Wald gibt es im Prinzip nie Stress, die Jungs sind ruhig. Ich denke, die Ruhe des Waldes geht auf die Jungs über.“

Regina Kriegsmann