Ein Ort voller Schrecken

Veröffentlicht am: 27. August 2019

Sannerz/Weimar – Das Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz besuchte am 01.08.2019 im Rahmen der politischen Bildung mit den Auszubildenden und der Abschlussklasse 2019/20 die Gedenkstätte Buchenwald bei Weimar. Im Vorfeld bereitete sich die Gruppe intensiv auf den Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers vor und setzte sich u. a. mit Inhalten zum Grundgesetz, der Unantastbarkeit der Menschenwürde, der Machtergreifung durch Hitler sowie der Entstehung und Historie der Konzentrationslager auseinander.

Vor Beginn der zweistündigen Führung schaute sich die Gruppe einen Film über das ehemalige Konzentrationslager an, in dem auch Zeitzeugen über ihre Erfahrungen im Lager berichteten. In der anschließenden Führung erhielten alle Teilnehmer/innen Informationen zur Namensgebung des ehemaligen Konzentrationslagers, zum Lageplan, zur Entwicklung und zum Tagesablauf. Durch prägnante Beispiele gelang es dem Mitarbeiter der Gedenkstätte, den Teilnehmenden die menschenunwürdigen Bedingungen, die alltäglichen Schrecken und das Grauen des Lagerlebens nahezubringen.
 
„Vergangenheit, die bis in die Gegenwart durchstrahlt“

So erhielten alle die Möglichkeit, sich die unbegreifliche Etikettierung und Entmenschlichung der Inhaftierten vor Augen zu führen und sich ein Bild von dem grausamen Vorgehen der Machthaber zu machen. Die Ausführungen vermittelten sehr eindringlich, was Menschen in der Lage sind, anderen Menschen anzutun. Walburga Strott, Schulleiterin der Johann-August-Waldner-Schule, merkte an, dass „sich hier zeigt, dass die Vergangenheit bis in die Gegenwart durchstrahlt“.

Die gesamte Führung knüpfte dicht an die Erfahrungswelt der Teilnehmenden an. Viele der Jugendlichen konnten hierdurch eigene Verhaltensmuster zu Ausgrenzung im Alltag und beliebigen Zuschreibungen sowie Vorverurteilungen hinterfragen. Ein Schüler fasste das Ganze für die Gruppe treffend zusammen: „Am Anfang dachte ich: Was interessiert mich das Ganze? Aber dann war da dieses komische, bedrückende Gefühl, das uns den Tag über nicht mehr losgelassen hat.“

In höchster Achtung für alle Menschen, die im KZ Buchenwald litten und umgebracht wurden, legten die Auszubildenden aus der Metallwerkstatt im Namen aller Teilnehmer/innen und der Einrichtung eine selbstgefertigte Rose aus Metall am Mahnmal nieder.

Sebastian Nau

Gedanken einer Teilnehmerin im Nachgang zum Gedenkstättenbesuch 

Ein Verarbeitungsversuch – Gedanken – Eindrücke

Was bedeutet Zeit, heute, fast 75 Jahre danach?
Nicht mehr und nicht weniger als Jahre, Monate, Tage,
Stunden, Minuten und Sekunden
im Leben eines jeden einzelnen Menschen,
eines gelebten Lebens,
unter Achtung seiner Menschenwürde.
Heute, hier stehend – sehend, hörend und fühlend.
Heute, hier stehend, das Unbegreifliche nicht begreifend.

Ergriffen spüre ich – so viel Unsagbares,
spüre 37°C Körperwärme einer in den Boden gelassenen Metallplatte,
als Mahnmal.
37°C, die Körperwärme, die seit jeher alle Menschen auf dem Erdenrund verbindet,
sie gleich macht – ausnahmslos.
Sie wird spürbar, vermittelt ein inneres Bild von Gleichheit und Brüderlichkeit.

Unverständlich und verborgen jedoch bleibt der Sinn dieses Wahn-Sinns.
Erhalten bleibt das Unverständnis über perfiden, unmenschlichen Terror,
totalitäre Missachtung der Menschenwürde, Schmerz und Trauer von Millionen.
Das Unbegreifliche, Unsagbare, es bleibt.
Bleibt uns Mahnung.

Und ich bleibe Mensch,
weder schuldig, noch von Schuld befreit.
Bleibe Mensch, trage mit an der Verantwortung
des Erinnerns und Gedenkens
ungezählter Schicksale,
das nicht enden darf!

(Marion Hourle)