Bürgermeister Carsten Ullrich heißt 20 junge Flüchtlinge im Jugendhilfezentrum willkommen

Veröffentlicht am: 30. September 2015

Sannerz - „Der Bürgermeister kommt zu Besuch,“ bereitet Andrea Dill, Lehrerin und Sozialpädagogin, die Schüler der Willkommensklasse auf den hohen Besuch vor. In dieser Klasse für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge lernen die jungen Menschen aus Afghanistan, Somalia, Eritrea, Syrien und Guinea vor allem deutsch. Sie sind sehr wissbegierig und reden viel, doch als Carsten Ullrich den Raum betritt, sind alle verstummt.

Pater Christian Vahlhaus, Leiter des Jugendhilfezentrums, bricht das Eis und erzählt in seiner lockeren Art, wie sich die Einrichtung der neuen Herausforderung stellt. „Inzwischen wohnen auf den verschiedenen Wohngruppen und auf Gruppe Marvelli insgesamt 17 junge Flüchtlinge, drei weitere sind schon recht fit und können verselbständigt werden.“ Auch im schulischen Bereich wird im Jugendhilfezentrum individuell gehandelt. Drei Jugendliche besuchen auf Probe die 10. Realschulklassse der Hans-Elm-Schule, sieben weitere sind im Berufsgrundschuljahr Holz an der Kinzigschule Schlüchtern.

Marcel Jäger, Mitarbeiter der Wohngruppe Marvelli und als Sterbfritzer Einwohner bestens mit der Infrastruktur bekannt lobt: „Bisher wurden unsere Jungs überall mit offenen Armen empfangen und die Integration läuft richtig gut.“ Hier beschreibt er vor allem die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Fußballverein, der mit Teklit, Kassim, Muleta und Swfyan wieder eine eigene B-Jugend stellen kann und sich sehr um ein gutes Miteinander bemüht. „Sie werden bei Auswärtsspielen mitgenommen und zur Begrüßung klatschen sich alle ab,“ berichtet Marcel Jäger begeistert. Nicht alle Wünsche können erfüllt werden. So ist in Afghanistan Kricket der Nationalsport schlechthin, aber hier gibt es weit und breit keinen Verein. Deshalb habe man mit dem TaekwonDo-Verein in Schlüchtern Kontakt aufgenommen, das steht in der Heimat ebenfalls ganz oben.

Nach mehrfacher Aufforderung von Andrea Dill erzählen die Jungs ihre beruflichen Zukunftspläne: Schreiner, Kraftfahrzeug-Mechaniker, Profifußballer, Friseur oder auch ein Studium in Medizin oder IT nennen. Sie wissen sehr wohl was sie wollen und dass sie dafür noch viel Ehrgeiz und Kraft aufbringen müssen. Simon Härting, Erziehungsleiter des Bereichs und Salesianer, weist in diesem Zusammenhang auf die Problemstellungen und den Hilfebedarf hin: „Die Jugendlichen haben schlimme Sachen zu Hause und auf der Flucht erlebt, das müssen sie verarbeiten. Gleichzeitig setzen ihre Familien große Hoffnung in sie.“ Das Handy und die Internetverbindung sind ungeheuer wichtig für die jungen Menschen, da dies der einzige Weg ist, um mit den Eltern und Geschwistern in Kontakt zu bleiben, da sparen sie lieber an allem anderen und gönnen sich nichts.

Bürgermeister Ullrich berichtet über das rege Engagement und die große Willkommenskultur  in der Gemeinde Sinntal, den Kreis der Ehrenamtlichen und zweier Koordinatoren, die sich auf vielfältige Weise um die Familien und Erwachsenen kümmern, die in den Dörfern wohnen. Ein Aufruf nach Fahrrädern habe eine ungeahnte Resonanz ergeben, es konnten nahezu alle Kinder und Erwachsene mit einem funktionsfähigen Drahtesel ausgestattet werden.

Bei Kaffee, Tee und einem Gebäck nach afghanischem Rezept benennt Simon Härting (SDB) einige Bereiche, in denen ehrenamtliches Engagement und Hilfestellung benötigt werden. „Ein großes Problem stellt die Verständigung dar, da es an Dolmetschern mangelt, diese aber für spezielle Anliegen wie Arztbesuche ganz wichtig sind,“ erklärt er und führt aus: „Auch werden noch Menschen gesucht, die bereit sind, Nachhilfeunterricht zu geben oder auch Betriebe, die Praktikumsplätze zur Verfügung stellen. Vor allem aber brauchen wir Wohnungen im nahen Umfeld, um den jungen Menschen den Schritt in die Selbständigkeit zu ermöglichen.“

Interessierte können sich bei Simon Härting unter Tel. 06664 / 87112, Regina Kriegsmann Tel. 06664 / 87165 oder der Gruppe Marvelli Tel. 06664 / 87130 melden.

Regina Kriegsmann